Stadtbild und Energie

Lehrstuhl Städtebau
Projektleitung: Michael Kaune
Mitarbeit: Markus Motz, Martin Cors
Laufzeit: 2009–2014

Publikation                                                                       

Hg.: Christoph Mäckler, Michael Kaune, Markus Motz
Dortmund, 2014
Ergebnisse des Forschungsprojektes Stadtbild und Energie, Nachhaltige Stadtentwicklung durch energetische Optimierung, dauerhaftes Bauen und identitätsfähige Stadtbilder
Thesen, Energieverbrauch, Leitfaden, Sanierungsbesispiele
Das Buch ist für 28,00 Euro beim Verlag und im Buchhandel erhältlich.

Ausgangslage

Eine der größten bis­lang ungelösten Her­aus­forderun­gen in der aktuellen Stad­ten­twick­lung bildet die Frage, wie die Gebäude unser­er Städte in ihrer Energiebi­lanz opti­miert und an die geplante EnEV 2012 angepasst wer­den kön­nen, ohne die tradierten und von der Bre­ite der Bevölkerung geschätzten Stadt­bilder zu zer­stören. Die heute gängige Meth­ode, vorhan­dene Bausub­stanz mit Dämm­schicht­en einzu­pack­en, die oft­mals aus ölbasierten Mate­ri­alien hergestellt sind, kann ökol­o­gisch bautech­nisch, ästhetisch, ökonomisch, sozial und poli­tisch nicht überzeugen.

Projektbeschreibung

Hier ist ein grund­sät­zlich ander­er Ansatz gefragt. Es geht darum, mit dauer­haft halt­baren Mate­ri­alien, die auch in der Langzeit­per­spek­tive mit Her­stel­lung, Instand­hal­tung und Entsorgung eine gün­stige Energiebi­lanz aufweisen, vorhan­dene bauliche Sit­u­a­tio­nen ener­getisch zu verbessern und gle­ichzeit­ig die städte­bauliche Sit­u­a­tion in ihrer Qual­ität zu bewahren oder zu opti­mieren. Es ist ganz undenkbar, dass etwas durch eine Bun­desverord­nung Fach­w­erk­städte hin­ter Dämm­stof­fen ver­schwinden, die dann ihrer­seits nach weni­gen Jahren von Grund auf saniert wer­den müssen.

Das Forschungs­ge­bi­et geht davon aus, dass für eine nach­haltige Lösung die energi­etech­nis­chen Fra­gen mit städte­baulichen Fra­gen zusam­men behan­delt wer­den müssen, um reduk­tion­is­tis­che Fehlleis­tun­gen wie etwas die Prä­dom­i­nanz der Verkehrs­pla­nung in der verkehrs­gerecht­en Stadt der 1960er Jahre zu vermeiden.

Sanierungsprojekte

Mit­te­lal­ter­lich­es Stadtquarti­er, Lübeck, Große Burgstraße 53
Pro­jek­tleitung:   Markus Motz, Michael Kaune
Förderung:         Hans­es­tadt Lübeck

Das Gebäude Große Burgstraße 53 ist ein typ­is­ches Beispiel für ein Kauf­mannshaus in der Lübeck­er Alt­stadt. Beglei­t­end zu der erforder­lichen Sanierung wur­den inner­halb des Forschung­spro­jek­ts die ener­getis­chen Poten­tiale des his­torischen Gebäudes, sowie die Poten­tiale der städte­baulichen Struk­tur der Alt­sat­dt untersucht.

Grün­derzeit­block, Berlin, Alt-Tempelhof

Pro­jek­tleitung:    Mar­tin Cors, Michael Kaunen­ergieber­atung: Markus Motz
Förderung:          Berlin­er Bau- und Woh­nungsgenossen­schaft von 1892 eG

Die Block­rand­be­bau­ung an den Straßen Alt-Tem­pel­hof, Stol­bergstraße und Borus­si­as­traße wurde durch einzelne gezielte bauliche Ein­griffe ener­getisch ertüchtigt. Für die ener­getis­chen Maß­nah­men wur­den die Innen­seit­en der Außen­wände, die Fen­ster­flächen, die zu den unbe­heizten Bere­ichen Dach und Keller abgren­zen­den Flächen, sowie die tech­nis­che Gebäudeaus­rüs­tung herangezogen.

Sied­lung der 20-er Jahre, Mül­heim an der Ruhr, Sied­lung Salierstraße

Pro­jek­tleitung:    Markus Motz
Mitar­beit:           Michael Kaune
Förderung:         Mül­heimer Woh­nungs­bau eG
Für die unter Denkmalschutz ste­hende Sied­lung Salier­straße in Mül­heim an der Ruhr wurde ein umfassendes Sanierungskonzept erstellt, basierend auf ein­er baulichen, ener­getis­chen und städte­baulichen Analyse. Neben dem Aus­tausch der beste­hen­den Fen­ster und der Sanierung der Fas­saden waren die Schaf­fung von attrak­tivem Wohn­raum durch Nachverdich­tung und Gebäudeergänzun­gen Hand­lungss­chw­er­punk­te der gesamthaften Sanierungs­maß­nah­men.  Eine sorgfältige Außen­raumgestal­tung trug zur Aufw­er­tung der gestal­ter­isch in sich geschlosse­nen Sied­lung in hohem Maße bei.

Sanierungsprojekte

Sied­lung der 20-er Jahre, Frank­furt, Riederwald

Pro­jek­tleitung:    Michael Kaune, Markus Motz
Energieber­atung: Markus Motz
Förderung:     ABG Frank­furt Holding

Der südöstliche Teil der Sied­lung Rieder­wald in Frank­furt erhielt durch gezielte Umbau­maß­nah­men und eine Neustruk­turierung der Woh­nungs­grun­drisse ein vielfältiges Woh­nungsange­bot. Die bish­eri­gen 3‑Z­im­mer-Woh­nun­gen mit nur 53 m² Wohn­fläche entsprach nicht mehr dem Kom­fortbe­darf des Miet­mark­tes. Die Woh­nun­gen soll­ten auf wirtschaftlich vertret­bare Weise ver­größert wer­den, um so auch junge Fam­i­lien in der Sied­lung hal­ten zu kön­nen, die bish­er auf­grund der zu kleinen Woh­nun­gen die Sied­lung ver­lassen. Mit dieser, der Ver­mark­tung des Wohn­raumes geschulde­ten Umbau­maß­nah­men, soll gle­ichzeit­ig eine deut­liche Verbesserung des ener­getis­chen Gebäudezu­s­tandes erre­icht wer­den. Während einzelne Bere­iche der Sied­lung bere­its durch den Eigen­tümer aus rein ener­getis­ch­er Sicht saniert wor­den sind, wurde für die sechs lan­gen Gebäude in der südlichen Friedrich-List-Straße ein umfassendes Konzept erar­beit­et, das sowohl die ener­getis­chen, wie auch die woh­nungswirtschaftlichen Verbesserun­gen des Wohn­raumes umfasste. Die ener­getis­che Sanierung sollte dabei nach­haltig und dauer­haft durchge­führt wer­den. Auf den Ein­satz von Wärmedäm­mver­bundsys­te­men wurde bewusst zugun­sten ein­er dauer­haften Kon­struk­tion verzichtet. Die Gas­ther­men der einzel­nen Woh­nun­gen wur­den gegen eine effiziente zen­trale Heizan­la­gen- und Lüf­tung­stech­nik ausgetauscht.
Gle­ichzeit­ig wur­den die Sied­lungs­ge­bäude, die als ein­fache, reine Zeilen­baut­en aus­ge­führt sind, durch architek­tonis­che und städte­bauliche Ein­griffe im Sinne eines Ensem­bles zu einem neuen Stadtquarti­er weit­er­en­twick­elt, Defizite der beste­hen­den Sied­lung durch klare Raum­fol­gen von öffentlichen, hal­böf­fentlichen und pri­vat­en Bere­ichen behoben. Mit unter­schiedlichen architek­tonis­chen Ele­menten wur­den ansprechende und auch indi­vidu­ell nutzbare Räume geschaf­fen. An Stelle der monot­o­nen und gle­ich­för­mi­gen Sied­lungszeilen wurde ein urbanes Ensem­ble geschaf­fen, das die Zeilen zu Häusern indi­vidu­ell gestal­tet und damit Iden­ti­fika­tion ermöglicht.

Das Pro­jekt wurde 2016 mit dem Baukul­tur­preis Hes­sen ausgezeichnet.

Musterhäuser

Sied­lung der 60-er Jahre, Dort­mund-Wambel, Dort­munder Stadthäuser

Projektleitung:    Martin Cors, Markus Motz
Förderung:    DOGEWO

Im Zen­trum des Pro­jek­ts ste­ht die Pla­nung und Errich­tung von städtis­chen Muster­häusern. Drei bau­gle­iche Rei­hen­häuser mit unter­schiedlichen Außen­wand­kon­struk­tio­nen sollen in ein­er Langzeit­studie in bewohn­tem Zus­tand erforscht wer­den. Die Häuser sind nach der EnEv 2009 im KfW 55 Stan­dard errichtet und wer­den während ihrer Bau- und Nutzungsphase durch Mes­sun­gen und Beobach­tun­gen erforscht, um neben dem the­o­retis­chen Wis­sen Prax­iswis­sen zum dauer­haften energies­paren­den Bauen zu gewin­nen. Vor allem der Ver­gle­ich ein­er mono­lithis­chen Wand­kon­struk­tion zu ein­er mit WDVS spielt bei der Bew­er­tung der Energieef­fizienz und Alterungs­fähigkeit über einen Betra­ch­tungszeitraum von 50 Jahren eine zen­trale Rolle. Städte­baulich wurde die Zeilen­sied­lung der 1950er und 60er Jahre durch Umbau und Nachverdich­tung räum­lich und architek­tonisch aufgew­ertet.   Großsied­lung der 60er-Jahre, Frank­furt-Nord­west­stadt, Ger­hard-Haupt­mann-Ring 15 Pro­jek­tleitung:    Dipl.-Ing. Michael Kaune, Dipl.-Ing. Markus Motz  Förderung:     Wohn­baugenossen­schaft in Frank­furt am Main eG Ein Wohn­turm mit 8 Geschossen wurde exem­plar­isch hin­sichtlich sein­er ener­getis­chen Poten­tiale analysiert. Das Sanierun­sgkonzept umfasste ener­getis­che Verbesserun­gen der Gebäude­hülle, Maß­nah­men in der Anla­gen­tech­nik, sowie grun­dris­sty­pol­o­gis­che und gestal­ter­ische Verbesserun­gen auf Gebäudeebene.   Großsied­lung der 60er-Jahre, Frank­furt-Nord­west­stadt, Heil­mannstraße 36–38-40 Pro­jek­tleitung:    Dipl.-Ing. Michael Kaune, Dipl.-Ing. Markus Motz  Förderung:     Wohn­baugenossen­schaft in Frank­furt am Main eG Mit dem 4‑geschossigen Zeilen­bau in vorge­fer­tigter Großtafel­bauweise wurde ein weit­er­er Gebäude­typ in der Nord­west­stadt analysiert.  Das Sanierungskonzept umfasste, wie schon bei dem Wohn­turm, ener­getis­che Verbesserun­gen der Gebäude­hülle, Maß­nah­men in der Anla­gen­tech­nik, sowie grun­dris­sty­pol­o­gis­che und gestal­ter­ische Verbesserun­gen auf Gebäudeebene.