Veranstaltungen
Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt No. 11
Thema Innenstadtleben
22./23. Juni 2021 in der Düsseldorfer Rheinterrasse
Corona hat die Lage nur verschärft: Der Wandel im Handel stellt unsere Innenstädte vor große Herausforderungen. Online-Handel, periphere Shopping Malls, temporäre Ausgangsbeschränkungen und überzogene Handelsflächenmieten setzen den Innenstadtgeschäften zu. Der Handel ist seit je ein notwendiger Bestandteil der Stadt: ohne Handel keine Stadtwerdung. Doch die Stadt ist auch nie allein eine Handelsmesse: ohne Wohnen, diversifiziertes Arbeiten, Bildung und Kultur ist Stadt auch nicht zu haben. Betrachtet man die Innenstadt aus diesem gesamtstädtischen Blickwinkel, bietet der sich vollziehende Wandel auch Chancen: Das seit einem Jahrhundert propagierte Ideal der Citybildung mit der Monofunktionalisierung der Kernstädte hat ausgedient. Innenstädte müssen nicht länger allein dem Handel und der Büroarbeit dienen, sie können wieder vermehrt auch Wohn‑, Produktions‑, Bildungs‑, Kultur- und Erholungsfunktionen aufnehmen.
Sinnbildhaft für Krise und Chancen der Innenstadt ist der Rückzug der großen Kaufhäuser. Mit ihrer Ausbreitung der Handelsfläche bis unter das Dach sind sie ein Dinosaurier der Monofunktionalisierung, die sich architektonisch auch zumeist in abweisenden totalgeschlossenen Fassaden im Stadtraum manifestiert. Eine Transformierung dieser Innenstadtbunker hin zu vielfältig nutzbaren Bauten mit kommunizierenden und ansprechenden Fassaden wäre ein Gewinn für das Stadtbild wie das Stadtleben.
In der 11. Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt wollen wir die bereits vielfach in Diskussion befindlichen Fragen zu ökonomischen, sozialen, ökologischen und mobilitätstechnischen Strategien zur Innenstadtentwicklung mit städtebaulichen und architektonischen Fragestellungen verbinden. Welche städtebaulichen Typologien ermöglichen vielfältiges Innenstadtleben? Welcher Fassung des öffentlichen Stadtraums bedarf es? Welche Haustypen ermöglichen langfristig vielfältige Nutzungen im Innenstadtgefüge? Welches Kommunikationspotenzial brauchen städtische Hausfassaden? Welche Materialien und Bauweisen sind nachhaltig und dauerhaft und damit im Stadtbild geschichtsfähig? Wie lassen sich vielfältige Erdgeschossnutzungen wie Geschäfte und Restaurants/Cafés/Kneipen/Bars mit Obergeschossnutzungen wie Arbeiten und Wohnen verbinden?
Diese städtebaulichen und architektonischen Fragen sollen in Verbindung mit den ökonomischen, sozialen, ökologischen und mobilitätstechnischen Themen diskutiert werden: Wie lassen sich überteuerte Mieten für Handelsflächen zurückdrehen durch ökonomische Nutzbarmachung der Obergeschosse? Welcher bislang in die Peripherie ausgelagert Handel und welche Produktion lässt sich in die Innenstädte hineinbringen? Wie lässt sich sozial vielfältiges Wohnen in die Innenstadt bringen? Wie lassen sich Grünbereiche als Kühlungs- und Erholungsstätten in die Innenstädte integrieren, ohne die Handelsanforderungen und die hohe Fußmobilität zu konterkarieren? Wie lassen sich unterschiedliche Mobilitätsformen im Stadtraum verbinden? Welche rechtlichen Regelungen müssen angepasst werden, um das neue Innenstadtleben zu ermöglichen?
Coronabedingt werden wir diese Fragen nicht vor großem Publikum, sondern im Expertenkreis von kommunalen Entscheidungsträgern wie Stadtbauräten und Planungsdezernenten aus großen und kleinen Städten sowie Wissenschaftlern der relevanten unterschiedlichen Disziplinen erörtern. In der gemeinsamen Diskussion sollen Eckpunkte eines Manifests zur Entwicklung der schönen Innenstadt erarbeitet werden.
Wenn Handel und Politik unisono verkünden, dass Einkäuferinnen und Einkäufer in Zukunft in die Innenstädte weniger wegen der nackten Güterbeschaffung, sondern wegen des besonderen Erlebnisses kommen werden, dann ist offensichtlich, dass dieses Erlebnis nicht nur in den Innenräumen der Geschäfte, sondern vor allem im öffentlichen Raum der Innenstädte erfahren wird. Straßen- und Platzräume mit den stadtbildprägenden Fassaden der Häuser werden zum entscheidenden Player in diesem Changing Game. Vom Kaufhaussterben zum Innenstadtleben: Wie wollen wir unsere Innenstädte gestalten?
Ansprechpartnerin
Birgit Roth
birgit.roth@stadtbaukunst.de
069–8700144-12
Schirmherrschaft
Präsident des Deutschen Städtetages Burkhard Jung, Oberbürgermeister von Leipzig
Medienpartner
Dom Publisher, WDR3, Wettbewerbe aktuell
Förderer und Sponsoren
Bamberger Natursteinwerk H. Graser GmbH, Deppe Backstein-Keramik, TECE GmbH, VELUX Deutschland GmbH: Architektenkammer Nordrhein-Westfalen