Konferenz zur Schönheit und LEBENFÄHIGKEIT DER STADT NO. 11
Thema Innenstadtleben
Bei der 11. Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt wollen wir die bereits vielfach in Diskussion befindlichen Fragen zu ökonomischen, sozialen, ökologischen und mobilitätstechnischen Strategien zur Innenstadtentwicklung mit städtebaulichen und architektonischen Fragestellungen verbinden.
Wenn Handel und Politik unisono verkünden, dass KonsumentInnen in Zukunft weniger wegen der nackten Güterbeschaffung, sondern wegen des besonderen Erlebnisses in die Innenstädte kommen werden, dann ist offensichtlich, dass dieses Erlebnis nicht nur in den Innenräumen der Geschäfte, sondern vor allem im öffentlichen Raum der Innenstädte erfahren wird. Straßen- und Platzräume mit den stadtbildprägenden Fassaden der Häuser werden zum entscheidenden Player in diesem Changing Game. Vom Kaufhaussterben zum Innenstadtleben: Wie wollen wir unsere Innenstädte städtebaulich gestalten?
Coronabedingt werden wir diese Fragen nicht vor großem Publikum, sondern im Expertenkreis von kommunalen Entscheidungsträgern wie Stadtbauräten und Planungsdezernenten aus großen und kleinen Städten sowie Wissenschaftlern der relevanten unterschiedlichen Disziplinen erörtern.
Pressemitteilung 17. Juni 2021
Vom Kaufhaussterben zum Innenstadtleben — Livestream der KONFERENZ No. 11
Ansprechpartnerin
Ulrike Berendson
Ulrike.berendson@stadtbaukunst.de
069–8700144-12
Schirmherrschaft
Präsident des Deutschen Städtetages Burkhard Jung, Oberbürgermeister von Leipzig
Abschlussbericht
Weniger Autos, eine soziale und funktionale Mischung, mehr Wohnen, Kultur und mehr Parks – das sind die gemeinsamen Ziele von 23 deutschen Städten für unsere Innenstädte
Baubürgermeister*innen und Dezernent*innen aus 23 deutschen Städten stellten sie bei der zweitägigen Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt No 11 des Deutschen Institut für Stadtbaukunst zum Thema “Innenstadtleben” ihre Konzepte und Ideen für die Innenstädte, die sich im stetigen Wandel befinden, vor. Insbesondere der zunehmende Online-Handel stellt die Bauverantwortlichen in den Städten vor enorme Herausforderungen, die durch die Corona-Pandemie noch zusätzlich verstärkt wurden.
Auf die optimistisch stimmenden Grußworte von Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW und Burkhard Jung, Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister Leipzig folgten zwei dichte Tage für mehr als 100 Teilnehmer*innen bzw. Zuschauer*innen mit aufschlussreichen Präsentationen, angeregten Diskussions-runden und interessanten Filmbeiträgen. Die Pandemie ist ein Brandbeschleuniger für einen schon vor der Pandemie von vielen Stadtplaner*innen eingeforderten und lange vorbereiteten Transformationsprozess. Durch massiven Veränderungsdruck und mit Unterstützung umfangreicher Förderprogrammen z.B. in NRW, aber auch im Bund, kann man auf eine gute Zukunft für unsere Innenstädte hoffen.
So individuell und einzigartig jede einzelne Stadt Antworten auf die zahlreichen Fragen sucht und findet, so viel Übereinstimmung gibt es bei den Zielen: Raus aus der Monotonie der Monokultur der Citys, es braucht soziale und funktionale Mischung und schöne öffentliche Räume. Ökonomie, Klima und Gemeinwohl stehen dabei im Vordergrund, wobei Bildung, Kultur und Wissenschaft ebenso wie Wohnen und verträgliches Gewerbe in die Städte integriert werden sollen. Startups soll zukünftig mehr Raum gegeben werden, die Verkehrswende hin zu weniger Autos umgesetzt sowie Parks, Boulevards und Alleen geplant werden, statt mit Fassadenbegrünung fadenscheinige Symbolpolitik zu betreiben. Mut zum Experiment und Bürger*innenbeteiligung, aber auch klare Nutzungsregulierungen, Handelsflächenbeschränkungen und eine restriktive Handelspolitik können helfen, lebendige Zentren zu schaffen und somit die Innenstädte wieder zum Wohnzimmer und Treffpunkt für Jung und Alt zu machen. Hier soll gelebt, gewohnt und gearbeitet werden. In vielen Städten werden neue Räume für kleine Manufakturen und kulturelle Interventionen entwickelt und Städte nutzen ihre topographischen Besonderheiten, wie z.B. die Nähe zum Wasser, um authentische und atmosphärische öffentliche Räume für die Bewohner*innen zu schaffen. So wird die Stadt der Zukunft dicht, sozial gerecht, vielfältig, spannend, lebendig, überraschend und schön, wie es von den Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion gefordert wurde.
Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, betonte, dass durch mehr Parks und Boulevards und die Reduzierung der Verkehrsflächen die Aufenthaltsqualität der Städte deutlich verbessert werden kann. Zudem sollen die Innenstädte durch kurze Wege, mehr Frei- und Grünflächen, mehr Dachbegrünung und eine Anpassung der baulichen Struktur an die sich wandelnden Bedingungen lebenswerter gestaltet werden.
Die von Ministerin Ina Scharrenbach in ihrem Grußwort erneut angeregte Änderung der Baunutzungsverordnung aus den 1960er Jahren und die Umsetzung einer aktiven Bodenpolitik sind elementare Bedingungen für einen gelingenden Umbau unserer Innenstädte und eine gerechtere Verteilung bezahlbaren Wohnraums. Zudem müssen an potentielle private Investoren und Wohnungsbaugesellschaften, klare gestalterische und funktionale Forderungen gestellt werden, bevor eine innerstädtische Baugenehmigung überhaupt erteilt wird. Um aus Unorten, wie beispielsweise Bahnhöfen und ihren Vorplätzen, lebendige Stadtbereiche zu machen, müssten auch die Verantwortlichen der Deutsche Bahn aufgefordert werden, endlich ihren Teil zur Urbanisierung beizutragen, so Jörn Walter, Oberbaudirektor a.D. Freie und Hansestadt Hamburg. Kirchen und andere Denkmäler und Monumente einer Stadt wirken nicht nur für die Stadtsilhouette identitätsstiftend, sondern sie sind Ruhepole und Tourismusattraktionen, die zur wirtschaftlichen Entwicklung der Innenstädte beitragen. Beiräte, wie sie in den meisten der 23 vorgestellten Städte bereits aktiv sind, sollen für die geforderte Qualität der Gestaltung des öffentlichen Raums sorgen. Citymanager werden verstärkt gebraucht, um Regularien und Vorgaben der Verwaltung für die Nutzungen in Innenstädten zu entwickeln und durchzusetzen.
Nach dem Motto „gut Ding will Weile haben“ brauchen Innenstädte viele Jahrzehnte, ja viele Jahrhunderte, um zu wachsen. Die europäische Stadt soll zukünftig schöner und lebenswerter, nachhaltiger und sozialer gestaltet werden. Darüber waren sich Barbara Ettinger-Brinckmann, Elisabeth Merk, Reiner Nagel und Hilmar von Lojewski sowie die Konferenzteilnehmer*innen einig.
Einen Mitschnitt der zweitägigen Konferenz finden Sie unter www.stadtbaukunst.de. Die Podiumsdiskussion von WDR3 Forum zum Thema „Innenstadtleben“ wird am 4. Juli 2021, 18 Uhr ausgestrahlt. Rhein Main TV sendet eine Zusammenfassung der Konferenz am 9. Juli 2021 um 20:30 Uhr.
Medienpartner
Dom Publisher, WDR3, Wettbewerbe aktuell; Rhein-Main TV, formwandler interactive
Förderer und Sponsoren
Bamberger Natursteinwerk H. Graser GmbH, Deppe Backstein-Keramik, TECE GmbH, VELUX Deutschland GmbH; Verband der Wohnungwirtschaft; TU Dortmund; Gesellschaft der Freunde der TU Dortmund, Baukultur Nordrhein Westfalen; Architektenkammer Nordrhein-Westfalen; Architektenkammer Hessen