Veranstaltungen
Umbau Neubau Weiterbau
Urbane Vernetzung an den Rändern der Stadt
13.–15. November 2019 im Deutschen Institut für Stadtbaukunst, Belvedere, Frankfurt am Main
Abschlussbericht zur Fachtagung
Auf der Fachtagung, die die Konrad-Adenauer-Stiftung zusammen mit dem Deutschen Institut für Stadtbaukunst dieses Jahr bereits zum dritten Mal ausgerichtet hat, wurde das hochaktuelle Thema zum Bauen an den Rändern unserer Städte von den Redner*Innen aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet. Bereits bei dem Eröffnungsabend im neuen Belvedere im 6. Stock am Schaumainkai mit seinem einmaligen Rundblick auf die Frankfurter Skyline beschäftigten sich die Frankfurter Oberbürgermeisterin a.D. Petra Roth, der Stadtrat für Planen und Wohnen Mike Josef und der Bauminister von NRW a.D. Mike Groschek aus persönlicher Erfahrung mit den zahlreichen Fragen und Herausforderungen, die sich bei der Verbindung neuer Stadtteile mit der bestehenden Stadt stellen. Prof. Dr. Arnold Bartetzky führte das zahlreich erschienene Publikum aus kunsthistorischer Sicht in die Thematik ein. Mit seinem Vortrag gab Prof. Christoph Mäckler konkrete städtebauliche Einblicke in den funktionierenden städtischen Siedlungsbau der Frankfurter May-Siedlungen der 20er Jahre.
Der 2. Tag eröffnete mit einem hochinteressanten Bericht von Prof. Jürg Sulzer zum Ergebnis der Leistungsgruppe des Nationalen Forschungsprogramms 65 Neue Urbane Qualität für das Modell eines neuen Stadtteils in Zürich mit einer gelungenen Anbindung an die existenten Siedlungen. Der Städtische Baudirektor Bochums Eckart Kröck stellte anschließend den Weg zur erfolgreichen Umsetzung des Bochumer Ostparks vor.
Eine zweistündige Busexkursion nach Frankfurter NordWest mit dem Leiter des Frankfurter Stadtplanungsamtes Martin Hunscher machte die Teilnehmer*Innen mit den am Vortag vorgestellten Ernst-May-Siedlungen bekannt und zeigte am Beispiel von Niederursel, wie in der Realität der dichte Dorfcharakter Niederursels neben modernem Siedlungsbau steht. In das wichtige Thema des Klimawandels im Kontext der Stadtplanung wurde am Nachmittag von Hans-Georg Dannert vom Frankfurter Umweltamt an Hand von konkreten Untersuchungen und Beispielen eingeführt. Die Dezernentin für Umwelt und Frauen der Stadt Frankfurt Rosemarie Heilig sprach die Verantwortung für klimabewusstes Bauen von Planer*Innen und Architekt*Innen direkt an und rief das Publikum dazu auf, bei allen Überlegungen zum Weiterbau der Stadt dem Klimaschutz hohe Priorität einzuräumen.
Der versierte Stadtplanungsleiter der Stadt München Steffen Kercher beschrieb in seinem Vortrag am Morgen des dritten Tages sehr plastisch die politischen, sozialen, gesellschaftlichen und planerischen Schwierigkeiten, die seine tagtägliche Arbeit bestimmen. Eine gewisse Resignation über die vielen Hindernisse, die dabei aus dem Weg geräumt werden müssten aber oft nicht können, war diesem Praxisbericht deutlich anzumerken.
Der Frankfurter Stadtplaner Torsten Becker brachte die Sicht des Architekturbüros ins Spiel und dessen Herausforderungen im Wechselspiel zwischen Bürgerbeteiligung und architektonischen und städtebaulichen Anforderungen. Dr. Robert Kaltenbrunner, Leiter Bau- und Wohnungswesen im Bundesinstitut für Raumforschung warf Fragen der Nachhaltigkeit und der Teilhabe in der Stadt auf und brachte sie auf den Punkt. In der Abschlussdiskussion dieses intensiven dreitägigen Programms, kenntnisreich zusammengestellt von der wissenschaftlichen Leiterin des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst Birgit Roth, wurde deutlich: Es braucht weiteren Austausch der Fachleute und einen umfassenden gesellschaftlichen Dialog, um den notwendigen Weiterbau an den Rändern der Stadt umsetzen zu können.
Wir danken der Konrad-Adenauer-Stiftung für die konstruktive Zusammenarbeit und dem urban future forum, der Polytechnischen Gesellschaft, der Stadt Frankfurt und dem Stadtplanungsamt für die hilfreiche Unterstützung.
Einladung zur Fachtagung
Der Zuzug in die Ballungszentren ist ungebrochen. Schon längst reicht die Innenentwicklung in den Städten nicht mehr aus. Neben der Nachverdichtung bestehender Quartiere geht es zunehmend auch um die Entwicklung gänzlich neuer Quartiere. Klar ist – neue Quartiere müssen kompakt und vielfältig sein, sie müssen bestens mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen werden und sich mit allen Infrastrukturen der Stadt vernetzen. Der Einsatz jeglicher Ressourcen muss intelligent und resilient sein. Verschwendung darf sich nicht wiederholen.
Doch wie verbinden sich diese neuen Stadtteile räumlich mit der bestehenden Stadt? Nach einem Jahrhundert Stadtentwicklung mit Funktionstrennung, Trabantenstädten und suburbanem Flächenfraß muss erkundet werden, wie an den heutigen Rändern der Stadt weitergebaut werden kann. Welche Anpassungen sind dafür in den Vorstädten und Gewerbegebieten nötig? Wie kann sich im Umfeld gesichtsloser Strukturen urbanes Lebens entwickeln? Wie kann der Zusammenhalt in der Gesellschaft gestärkt und Identifikation geschaffen werden? Wie kann der Transformationsprozess positiv gesteuert werden?
Gegenstand der Tagung Urbane Vernetzung an den Rändern der Stadt ist daher die Frage, mit welchen Strategien ein stadträumliches Weiterbauen an den Rändern gelingen kann. Unter dem Eindruck von Flächenkonkurrenz durch Entwicklung und Dichte kommt dem öffentlichen Raum — den Platz- und Straßenräumen, den Grünräumen und Parks — eine entscheidende Bedeutung zu. Nicht nur wirken sich gut gestaltete öffentliche Räume „positiv auf Teilhabe und Nutzerverhalten“ aus, (vgl. Baukulturbericht Bundesstiftung Baukultur) — sie liegen auch in aller Regel im Eigentum der Kommunen und bilden so ein herausragendes urbanes Potential.
Gegenstand der Fachtagung, die wir in enger Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung durchführen, ist die Auseinandersetzung mit den elementaren Parametern einer gemischten Stadt, wie soziale und funktionale Mischung, Dichte und die Gestalt des Öffentlichen Raums. Die städtebaulichen Möglichkeiten werden den Teilnehmern der Tagung in Vorträgen und Diskussionsrunden von und mit einschlägigen Experten nahegebracht. Stadtspaziergänge und die Erörterung von Fallbeispielen und Lösungsansätzen ergänzen die Betrachtung.
Mitglieder der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) können mit der Teilnahme gemäß § 3 der Fortbildungsordnung der AKH insgesamt 14 Fortbildungspunkte erwerben.
Zu dieser Fachtagung laden wir Sie sehr herzlich ein. Die Anmeldung erfolgt über die Konrad Adenauer Stiftung.