Veranstaltungen
Frankfurter Gespräch No. 1
in Kooperation mit der Bundesstiftung Baukultur
Das Flügelhaus der europäischen Stadt
25./26.03.2022 im Deutschen Institut für Stadtbaukunst, Belvedere, Frankfurt am Main
Ergebnispapier
Bei der typologischen Betrachtung von Wohnhäusern in der europäischen Stadt kommt dem Flügelhaus eine besondere Bedeutung zu.
- Es fördert die soziale Vielfalt durch unterschiedliche Wohnraumangebote in einem Haus
- ermöglicht die Nutzungsmischung auf einer Parzelle durch Integration von Gewerbeflächen
- beansprucht weniger Erschließungsfläche im öffentlichen Raum
- entwickelt städtische Dichte bei klarer Trennung von privatem und öffentlichen Raum
- bietet den Mietern Außenraumflächen (Hof- und Gartenräume), wie sie nur bei Reihen- oder Einfamilienhäusern bekannt sind
- unterstützt die Entstehung einer Hausgemeinschaft durch gemeinschaftliche Nutzung der Außenraumfläche
Exakte architektonische Planung von sozialer, funktionaler und räumlicher Vielfalt
Die Grundrisstypen von Flügelhäusern, die das Deutsche Institut für Stadtbaukunst derzeit ausarbeitet, erfordern unter gegenwärtigen bau- und planungsrechtlichen Bedingungen zunächst eine exakte Planung. Dieser Aufwand der architektonischen Entwicklung von städtischen Haustypen erhält seine Rechtfertigung aber durch die positive Komplexität in der Nutzung im Sinne von sozialer, funktionaler und räumlicher Vielfalt, sowie klare Trennung von öffentlichen und privaten Flächen.
Städtische Dichte Das Für und Wider der Attraktivität von Hofstrukturen, die sich mit Flügelhäusern entwickeln lassen, wurde intensiv diskutiert mit dem Ergebnis, dass über-zeugende Lösungen für den Balanceakt zwischen (zu) hoher baulicher Dichte und hoher Wohn- bzw. Aufenthaltsqualität, der mit diesem Typus verbunden ist, genauestens zu erarbeiten sind.
Funktionsdefinition/Trennung öffentlich und privat Aus dem Gespräch ging darüber hinaus deutlich hervor, dass zu Beginn des städtebaulichen Entwurfes die Notwendigkeit einer genauen Funktionsbestimmung der Hoftypen (Gewerbe-/Wohnhof) besteht, da sich beispielsweise eine Nutzungsmischung durch Gewerbeflächen im Innenhof mit der klaren Trennung von öffentlichem und privatem Raum schwer vereinbaren lässt.
Gemeinschaftliche Nutzung Wohn- und Gartenhöfe, die in den Gebäudewinkeln der Flügelhäuser entstehen, sind gemeinschaftlich genutzte Freiflächen, die durch ein Tor im Kopfbau an der Straße vom öffentlichen Raum getrennt sind. Sie ermöglichen ihren Bewohnern auch im Mietwohnungsbau Außenräume, in denen sie sich treffen und ihren Kindern Spielmöglichkeiten eröffnen. Die Attraktivität der Nutzung von Hofräumen, die durch Flügelhäuser entstehen, lässt sich nur bis zu einem gewissen Grad planen. Sie basiert zu einem wesentlichen Teil auf der individuellen Aneignung durch die Bewohner des Flügelhauses.
Teilnehmer:
Mike Josef, Stadtrat Planen und Wohnen Frankfurt am Main
Jürgen Odszuck Erster Bürgermeister, Dezernent für Stadtentwicklung und Bauen Heidelberg
Cord Soehlke Bau- und Erster Bürgermeister Tübingen
Stefan Szuggat Leiter Stadtplanungsamt Dresden
Thimo Weitemeier Stadtbaurat Nordhorn
Tim von Winning, Dritter Bürgermeister, Leiter Fachbereich Stadtentwicklung, Bau und Umwelt Ulm
Prof. Dr. Olaf Bischopink, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Honorarprofessor TU Dortmund
Prof. Christoph Mäckler, Architekt und Stadtplaner, Direktor Deutsches Institut für Stadtbaukunst
Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur
Tobias Nöfer, Architekt, Vorstandsvorsitzender des Architekten und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg (AIV)
Anne Nöfer, Nöfer Architekten Berlin
Prof. Dr. Wolfgang Sonne, Lehrstuhlinhaber Geschichte und Theorie der Architektur, TU Dortmund, stellv. Direktor Deutsches Institut für Stadtbaukunst
Wir danken der Dr. Marschner Stiftung als Förderpartner des Frankfurter Gesprächs No. 1.